Storylines offenbaren Auswirkungen des Klimawandels in Polarregionen
Teile der Arktis erwärmen sich viermal schneller als der Rest des Planeten. Um sinnvolle Maßnahmen ergreifen zu können, müssen wir verstehen, was diese Tatsache sowohl für die Gemeinschaften vor Ort als auch für die Welt insgesamt bedeutet. „Diese Veränderungen werden lokale Auswirkungen auf die Tierwelt und Risiken für die Gesellschaft nach sich ziehen“, erklärt Priscilla Mooney, Projektkoordinatorin von PolarRES(öffnet in neuem Fenster), vom Norwegian Research Centre(öffnet in neuem Fenster) (NORCE). „Sie werden außerdem globale Auswirkungen haben, da das schmelzende Eis außerhalb der Polarregionen zu ansteigenden Meeresspiegeln und veränderten Wettermustern führt.“
Mit Klimainformationen wirkungsvolle politische Strategien unterstützen
Die Motivation für die Arbeit im Rahmen des EU-finanzierten Projekts PolarRES bestand darin, polare Prozesse und ihre Rolle im polaren und globalen Klimasystem besser zu verstehen und die Wissensbasis für Verantwortliche der Politik auf allen Ebenen zu stärken. „Ein wichtiger Ausgangspunkt war die Erkenntnis, dass die Polarregionen sowohl das globale Klima beeinflussen als auch ihrerseits vom globalen Klima beeinflusst werden“, erklärt Mooney. „Deshalb wollten wir die Polarregionen innerhalb eines globalen Kontexts betrachten.“ Zu diesem Zweck vereinte das Projekt führende Fachleute für die Polargebiete und den globalen Klimawandel. Gemeinsam untersuchte dieses Projektteam die Wechselwirkungen zwischen der Atmosphäre, dem Ozean und dem Meereis in der Arktis und Antarktis sowie deren Rolle im globalen Klimasystem. Das übergeordnete Ziel bestand in der Entwicklung von Klimaprognosemodellen, die sowohl für lokale Gemeinden als auch für die Klimaforschung, die sich mit globalen Veränderungen befasst, nützliche Informationen liefern können. Mooney erwartet, dass diese Modelle neue Erkenntnisse über die wichtigsten Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre, Ozean und Meereis auf lokaler Ebene sowie über die voraussichtlichen Veränderungen im globalen Klimasystem liefern werden.
Nachvollziehbare Storylines auf der Grundlage von Modellvorhersagen
Das Team von PolarRES sprach auch die Notwendigkeit an, die Auswirkungen des Klimawandels über die Grenzen von Wissenschaft und Forschung hinaus zu kommunizieren. Dies wurde durch die Entwicklung nachvollziehbarer Storylines(öffnet in neuem Fenster) auf der Basis von Modellvorhersagen erreicht. „Wir wollten klären, was die verschiedenen vorhergesagten Szenarien für die lokalen Gemeinschaften tatsächlich bedeuten könnten“, fügt Mooney hinzu. „Was bedeutet es zum Beispiel in der Praxis, wenn in der Barents-Kara-See eine sehr starke Erwärmung stattfindet? Wie könnte es sich auf Waldbrände, das Abtauen von Permafrostböden, transarktische Schifffahrtsrouten und Meeresökosysteme auswirken?“ Eine Storyline befasst sich zum Beispiel mit den möglichen Auswirkungen einer stärkeren Erwärmung in der Barents-Kara-See auf das Abtauen des Permafrosts. Fast fünf Millionen Menschen leben in vom Permafrost betroffenen Gebieten. Kritische Infrastrukturen wie Straßen, Rohrleitungssysteme und Flughäfen sind dem Risiko einer unerwarteten und sofortigen Zerstörung ausgesetzt, sollte der darunter liegende Permafrost abtauen. Dies könnte zu beträchtlichen wirtschaftlichen und sozialen Kosten für die Arktisgemeinschaften sowie zu erheblichen Risiken für die umliegende Umwelt führen. „Unser Storyline-Ansatz gestattet es uns, mehrere Folgen des Klimawandels zu untersuchen und ein breiteres Spektrum an Umweltveränderungen zu analysieren“, sagt Mooney. „Er ermöglicht es uns gleichermaßen, die Qualität der aus den Klimamodellen gewonnenen Informationen zu verbessern.“
Klimawandelszenarien, die bei den Gemeinschaften ankommen
Mooney zeigt sich davon überzeugt, dass dieser bahnbrechende Ansatz dazu beitragen wird, dass die Informationen über den Klimawandel in den Gemeinschaften Widerhall finden und zu sinnvollen Maßnahmen auf lokaler, regionaler und globaler Ebene führen. „Es ist wichtig, dass die Menschen in gefährdeten Regionen Zugang zu klaren und umsetzbaren Informationen erhalten“, erklärt sie. Dazu könnten Möglichkeiten gehören, mit dem Abtauen des Permafrostes umzugehen oder sich an veränderte Fischereimuster anzupassen. Im Rahmen des Projekts wurde zudem Polar Explorer(öffnet in neuem Fenster) ins Leben gerufen, ein öffentlich zugängliches Instrument, mit dem die Nutzerinnen und Nutzer die Auswirkungen von Klimaprozessen auf sehr reale Bedrohungen wie etwa Störungen von Meeresökosystemen intuitiv erkunden können. Beide Polarregionen sind vertreten. „Unser dringender Wunsch besteht darin, dass dieses Instrument von lokalen Gruppen genutzt wird, um die potenziellen Auswirkungen des Klimawandels zu bewerten“, fügt Mooney hinzu. „Was könnten heftigere Winde oder Hitzewellen zum Beispiel für die Menschen in der Arktis bedeuten? Wir denken, dass dies ein langanhaltendes Vermächtnis dieses Projekts sein wird.“
Schlüsselbegriffe
PolarRES, Polar, Klimawandel, Arktis, Antarktis, Atmosphäre, Ozean, Meereis