CO2-armer ‚bio-verbessernder‘ Beton verwandelt Häfen in blühende Meeresökosysteme
Betoninfrastrukturen in einer küstennahen Meeresumwelt können verheerende Auswirkungen auf Meeresökosysteme haben. Zudem trägt Zement, der Hauptbestandteil von Beton, zu etwa 8 % der weltweiten CO2-Emissionen bei. ECOncrete wurde 2012 von zwei Fachleuten der Meeresbiologie gegründet, um einen umweltfreundlichen Werkstoff zu entwickeln, das Lebensräume für Küsten- und Meeresinfrastrukturen schafft und Meereslebewesen die Möglichkeit bietet, sich anzusiedeln und zu gedeihen – und das alles unter Einhaltung strenger technischer Anforderungen. Nach einem Jahrzehnt der Forschung und Entwicklung, Labortests und -validierung, Industriezertifizierungen und zahlreichen Pilotprojekten weltweit initiierte ECOncrete das EU-finanzierte Projekt Living Ports, um einen grundlegenden Wandel bei den bewährten Verfahren für die Planung und den Bau von Häfen zu bewirken. In Zusammenarbeit mit dem Hafen von Vigo, der Technischen Universität Dänemark und der Cardama-Werft hat das Team seine Lösungen in einem der größten Fischereihäfen der Welt in Spanien umgesetzt, um diesen Wandel einzuleiten.
Die Schaffung von Lebensräumen fördern, die Infrastruktur stärken
Die rauen, unebenen Oberflächen von ECOncrete mit Lücken und Löchern zum Durchschwimmen bieten Lebensraum, Schutz und Brutplätze. Sie bewirken die Schaffung ökologischer Nischen, fördern das Wachstum von Organismen wie Austern, Korallen, Seepocken und Algen und unterstützen Fischpopulationen. Außerdem schützt die Biomineralisierung den Beton vor Verwitterung und puffert hydrodynamische Kräfte ab. Tomer Tagar-Hadary von ECOncrete und Projektkoordinator von Living Ports erklärt dazu: „Die Strukturen können so gestaltet werden, dass sie bestimmte Organismen, Lebensstadien oder gefährdete Arten fördern und die Zahl der invasiven Arten begrenzen.“
Verschmutzung und Emissionen in Häfen verringern
ECOncrete verbessert außerdem die Wasserqualität. Wasser filternde Arten entfernen überschüssige Nährstoffe und verringern die Eutrophierung, und die blühende Flora und Fauna kann die Klarheit des Wassers steigern, indem sie Sedimente zurückhält. Die Geräte absorbieren und schränken sogar die Licht- und Lärmbelästigung für Meeres- und Landtiere ein. Und obendrein reduzieren ECOncrete-Lösungen den verkörperten CO2-Fußabdruck von maritimer Betoninfrastruktur auf ganzheitliche Weise. CO2-arme Betonmischungen verkleinern den CO2-Fußabdruck von Beton um bis zu 70 %. Das biobasierte Betonzusatzmittel, das mit jeder Betonmischung kompatibel ist, wird aus Nebenprodukten und recycelten Werkstoffen hergestellt und ist zu 92 % klimaneutral. Lokale Strategien für die Lieferkette senken die verkehrsbedingten CO2-Emissionen. Und natürlich kann die Kohlenstoffbindung dank der natürlichen CO2-Senke, die durch die wachsenden kohlenstoffbasierten Organismen mit kalkhaltigen Schalen entsteht, um das bis zu Siebenfache erhöht werden.
Der Hafen von Vigo: Ein Fenster zur biologischen Vielfalt
Living Ports präsentierte seine wegweisenden Lösungen im Hafen von Vigo, der sich stark für die Schaffung einer grünen Infrastruktur einsetzt. „Durch die Integration von ECOncrete Coastalocks (ökotechnischer Küstenschutz) und ökologisch verbesserten Deichen wurden Lebensräume geschaffen, die normalerweise in Küsten- und Meeresstrukturen fehlen. Gezeitenpools, Felsspalten, Überhänge und Durchschwimmhöhlen haben die Fülle und Vielfalt der Arten, darunter Fische, Wirbellose und Algen erhöht“, so Tagar-Hadary. Das Konsortium hat außerdem die Nautilus, ein der Öffentlichkeit zugängliches Unterwasserobservatorium, entworfen und in der nahe gelegenen Cardama-Werft installiert. „Diese einzigartige Struktur bietet ein Fenster in die Gewässer des Hafens. Das Publikum kann die biologische Vielfalt in ökologisch verbesserten Infrastrukturen sehen“, fügt Tagar-Hadary hinzu. Es sollte ein tieferes Verständnis für marine Ökosysteme und die Bedeutung der Einbeziehung der Natur in die künftige Stadt- und Küstenplanung fördern. Mehr als 60 000 Menschen haben das Observatorium bereits besucht. „Das Projekt Living Ports soll ein inspirierendes Beispiel für eine naturverträgliche Hafeninfrastruktur werden und zeigen, wie die Ausrichtung auf den Umweltschutz, den Schutz der biologischen Vielfalt im Meer und das Engagement der Gemeinden ein neues Paradigma für nachhaltige Häfen weltweit schaffen kann“, so Tagar-Hadary abschließend.
Schlüsselbegriffe
Living Ports, Meer, Beton, ECOncrete, Häfen, biologische Vielfalt, Meeresökosysteme, Hafen von Vigo, Meeresinfrastruktur, Eutrophierung, Kohlenstoff, CO2